Mein Name ist Arno Wirtz, ich bin druckbasierter Fotograf und finde meine Motive zumeist in der Natur sowie in den Beziehungen die Menschen zu ihrer Umwelt pflegen. Obwohl ich mit der analogen Fotografie begann arbeite ich seit 20 Jahren digital.
Mein künstlerisches Bestreben scheint einfach, ich habe mich dem Druck von Fotografien verschrieben. Was einfach scheint trügt häufig und so ist es auch in diesem Fall. Ein feiner Druck ist etwas ganz Besonderes. Generationen von Fotografen wurden geprägt durch die lebenslange Suche nach dem feinen Druck. Maßgeblich geholfen wurde uns bei diesem Abenteuer von Ansel Adams (1902 – 1984), einem amerikanischen Landschafts- und Kunstfotografen. Ansel war ein Fotograf mit ausgeprägtem technischen Talent. Das Erstellen von Negativen und Drucken war noch ein komplizierter und mysteriöser Prozess. Fotografinn:en waren Alchemisten, der Druck ihr Gold. Ansel nahm sich vor das Mysterium der Fotografie zu entschlüsseln und auf eine analytische und wissenschaftliche Basis zu stellen. Das Resultat war das fotografische Zonensystem, ein Lebenswerk, dass selbst in der digitalen Neuzeit das Denken von Fotografen beeinflusst und immer noch den Maßstab setzt an dem die moderne, digitale Druckkunst gemessen wird.
Die Qualität eines Druckes wird anhand seiner Tonalität, Farbqualität, Langlebigkeit und seines Detailreichtums bewertet. Das ist unabhängig vom fotografierten Motiv, denn auch ein verfehltes Motiv, eine misslungene Komposition oder ein thematisch oder konzeptuell verbesserungswürdiges Bild kann technisch eindrucksvoll gedruckt werden. Was sich in der digitalen Fotografie nicht entzweien lässt sind Kamera und Post-Produktion. Sie gehen Hand in Hand, bilden eine Kombination, dessen Produkt sich als zweidimensionaler Ausdruck unserer realen, dreidimensionalen Welt offenbart.
In Wahrheit ist der Druck ein Trick der Illusion, der Versuch unser Hirn zu täuschen um ihm vorzugaukeln: „Schau mich an, ich bin real. Siehe meine Tiefe, fühle meine Schönheit, schätze meine Wertigkeit. Stehe vor mir und bewundere mich.“. Natürlich ist es kein fieser Trick, sondern ein Trick der es erlaubt besondere Momente und Begebenheiten einzufangen um sie in ihrer Bedeutung für die Zukunft zu bewahren und mit Anderen zu teilen.
Wer fotografiert – und die Fotografien selbst zu Papier bringt – hat oft ein sehr intimes und ausgeprägtes Verhältnis zu seiner Umgebung. Die Sinne agieren gespitzt, das Hirn hat einen heißen Draht zu Auge, Nase und Hand und der 6. Sinn wirkt wie ein Kompass, welcher der Intuition ihre Richtung verleiht. Oft wird ein Bild gefühlt bevor es gesehen wird. Fotografinn:en sinnen ein Bild und fühlen seine Präsenz. Sie suchen ihre Motive gezielt, doch am Ende leitet das Bild sie zu sich selbst. Viele erfahrene Fotografinn:en verbringen Zeit ein Bild zu ‘wittern’. Ein vermeintlich äusserer Stillstand ist oft begleitet von einem inneren, räumlichen justieren, dem sinnlichen Abtasten der Umgebung und einer fast übersinnlichen Zielführung des inneren Auges. Sobald das innere Auge eine Balance spürt entsteht ein Bild, aufgenommen mit einem Analog-Digital-Konverter, der Kamera.
Nun besteht dieses digitale Bild und lagert unauffällig als Nullen und Einsen auf einer Speicherkarte. Glücklicherweise existiert eine Digital-Analog-Schnittstelle die dem Bild seine Zukunft verleiht. Durch diese Schnittstelle wird die Vision der Fotografinn:en auf eine zweidimensionale Oberfläche transferiert. Dies wird durch ausgeklügelte und sehr individuelle technische Abläufe ermöglicht, welche mit der software-basierten Post-Produktion beginnen und mit der Erstellung des Druckes ihren Abschluss finden. Dieser Druck hat nun ein Eigenleben aber bleibt mit dem dargestellten Motiv auf ewig verbunden.
Der Druck ist ein Kunstwerk, welches das fotografische Motiv als Inspiration enthält und sich künstlerisch sowie technisch an die Traditionen der Fotografie anlehnt und sich auf sie beruft.
Aber der Druck hat zusätzlich etwas Besonders welches ihn seit der Erfindung der Fotografie so erstrebenswert macht. Er bezeichnet gleichzeitig ein Ende und einen Anfang. Das Ende einer persönlichen Reise und damit das Ende der fotografischen Umsetzung einer Idee mitsamt des zielgerichteten, künstlerischen Engagements der Fotografinn:en. Das Ziel der Reise ist der Moment an dem die Fotografinn:en die Vollkommenheit ihres Werkes erkennen und sich bewusst sind, dass ihr neues Werk zu diesem Zeitpunkt seine mögliche Perfektion erreicht hat. Ein Anfang besteht, da der vollkommene Druck nun seine Existenz beginnt und die Zukunft der Betrachter maßgeblich und auf lange Zeit bereichert.
Man denke 100 Jahre in die Zukunft. Nun ist der Druck nicht ausschließlich ein Kunstwerk sondern zusätzlich ein historisches Werk. Fotografinn:en sind sich dessen bewusst und durchtränken ihre Drucke mit Lebensenergie, Lebensliebe, künstlerischer Weisheit und Kreativität sowie feinem handwerklichen Gespür.
Der Druck und seine Betrachter stehen zusammen. Der Druck gewinnt seine Bedeutung durch seine Betrachter und die Betrachter gewinnen Freude und Eindruck durch den Druck. Die Symbiose ist komplett, der Druck lebt und er ist stetig und beständig.
Das dargestellte Motiv fährt fort sich zu verändern. Für einen Moment seines Seins wurde die Zeit eingefroren und dieser Moment wird für die Zukunft als Abbild in einem Druck gewürdigt.